Akkon Forschung im Einsatz: Unterstützung für das seelische Wohl von Rettungskräften

Im Rahmen einer neuen Studie haben Frau Prof. Dr. Saskia Eschenbacher, Professorin für Erwachsenenbildung und Beratung an der Akkon Hochschule, und Prof. Victoria J. Marsick von der Columbia University untersucht, wie Rettungskräfte traumatische Einsatzerfahrungen verarbeiten. In ihrem Beitrag „Getting it off your soul: transformative conversations for processing traumatic experiences“ betonen sie die Bedeutung von nachbereitenden Gesprächen und sogenannten Transformative Conversations. Diese Ansätze ermöglichen es Einsatzkräften, ihre Erfahrungen auf kognitive und emotionale Weise zu reflektieren und zu verarbeiten.
Im Interview spricht Frau Prof. Eschenbacher über die Motivation für die Studie, die wesentlichen Erkenntnisse und wie diese genutzt werden können, um Notfallhelferinnen besser zu unterstützen.
Guten Tag, Frau Prof. Eschenbacher. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen. Zunächst einmal: Können Sie sich kurz vorstellen und beschreiben, was Sie zur Durchführung dieser Studie bewegt hat?
Ich bin Professorin für Erwachsenenbildung und Beratung und Systemische Therapeutin mit einer Zusatzqualifikation u.a. im Bereich Trauma. Ich forsche zu Transformationsprozessen, transformativen Erfahrungen und transformativen Lernprozessen. Im Studiengang Management in der Gefahrenabwehr an der Akkon Hochschule in Berlin habe ich im Rahmen meiner Lehrtätigkeit im Modul Katastrophenpsychologie unterrichtet und einen indirekten Einblick in den Rettungsdienst bekommen. Mich beeindruckt die Arbeit, die die Studierenden im Rettungsdienst und bei der Feuerwehr leisten. Ich habe mich für ein innovatives Prüfungsformat entschieden, bei dem die Studierenden ihre Erfahrungen anhand verschiedener Fragen reflektieren und ich war beeindruckt von dem, was ich lesen durfte. Ich wollte, dass die Studierenden ihre Erfahrungen teilen können, dass sie eine Stimme bekommen und dass andere davon lernen können. Wir hören viel zu selten denen zu, die an vorderster Front arbeiten und das wollte ich ändern.
Was war das Hauptziel Ihrer Studie?
Es sind aktuell zwei Studien, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Bei der ersten Studie geht es um schwierige, traumatische Einsätze, bei der zweiten Studie geht es um die Belastungssituation allgemein. Das Hauptziel der beiden Studien war es, mehr über die Belastungen im Rettungsdienst und bei der Feuerwehr zu lernen, welche Erfahrungen prägend, vielleicht sogar traumatisch sind und wie diese Erfahrungen in Lernmöglichkeiten umgearbeitet wurden.
Welche wesentlichen Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
In der aktuellen Publikation habe ich gemeinsam mit Prof. Victoria J. Marsick von der Columbia University untersucht, wie traumatische Ereignisse bearbeitet werden können. „Getting it off your soul“ ist der Titel des Beitrags im Journal Reflective Practice. Wir haben unter anderem untersucht, welche Wege der Auseinandersetzung mit diesen einschneidenden Einsatzerfahrungen hilfreich sind. Zentral sind hier (1) Einsatznachbesprechungen und was wir als (2) Transformative Conversations bezeichnet haben. Bei den Einsatznachbesprechungen geht es um eine fachliche Auseinandersetzung mit dem Einsatz, eine eher rational-kognitive Perspektive auf den Einsatz. Die Datenlage ist eindeutig, Einsatzkräfte benötigen auch eine andere Art der Auseinandersetzung, bei der Emotionen einen Raum haben. Das passiert meist im Gespräch mit Freund*innen, Familie und nahestehenden Personen, die ebenfalls im Rettungsdienst oder bei der Feuerwehr tätig sind. Für die Verarbeitung der Einsätze sind diese Gespräche von enormer Wichtigkeit.
Wie können Ihre Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden, um Notfallhelfer*innen besser zu unterstützen?
Wir brauchen (1) noch mehr Forschung was Transformative Conversations angeht. Wir müssen (2) auch daran arbeiten, verschiedene Unterstützungsstrukturen aufzubauen, um die Verarbeitung und Integration schwieriger Einsatzerfahrungen zu erleichtern.
Gibt es abschließend einen Rat, den Sie Organisationen im Notfall- und Rettungswesen geben möchten?
Interessanterweise war die Zufriedenheit eher hoch, die Identifikation mit dem Beruf ist extrem hoch. Wenn wir Menschen ermöglichen wollen, so lange wie möglich in diesem Beruf zu arbeiten, müssen wir darüber nachdenken, wie wir das erreichen können. Schaffen Sie Unterstützungsangebote bei schwierigen Einsätzen und darüber hinaus. Fragen Sie ihre Mitarbeiter*innen, was sie dafür benötigen. Achten Sie auf Erholungszeiten.
Vielen Dank für das Interview