Institute for Applied Innovation in Healthcare (ITAC)

Das ITAC sieht sich dem Auftrag der Akkon Hochschule verpflichtet, einen Beitrag zum Zusammenleben in einer Gesellschaft zu leisten, in der sich tiefgreifende Wandlungsprozesse in Gesundheit, Wissenschaft, Demografie, Umwelt und Politik vollziehen.

Das ITAC fördert die wissenschaftliche Beratung, Begleitung und Durchführung innovativer Projektinitiativen in den Themenfeldern der Pflege, Gesundheit, Versorgung und Bildung.

Das ITAC arbeitet partizipativ und nachhaltig. Es begleitet Beteiligte aus der Praxis mit ihren Anliegen durch Aktions-, Innovations- und Evaluationsforschung und stellt ein hohes Maß an vielfältiger Interaktion zwischen Akteur*innen der Hochschule und den Projektmitgliedern her.

Das ITAC schafft eine Plattform für forschendes Lehren und Lernen (open research structure) mit einer Verpflichtung zu guter wissenschaftlicher Praxis durch alle an der Forschung Beteiligten.

  • Unser Fokus
  • Angebot
  • Laufende Projekte
  • Kooperationen

Das ITAC nimmt insbesondere Anliegen und Bedarfe der Versorgungspraxis im Gesundheitswesen auf, die sich in den Themenfeldern der Akkon Hochschule wiederfinden. Das ITAC ist zugleich „Initiator und Durchführender“ für innovative Projektinitiativen. Zum Aufgabenspektrum gehören:

  • die Identifikation und Bearbeitung von anwendungsorientierten Forschungsfragen aus den Gebieten der sektorenübergreifenden pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung und den damit einhergehenden Bildungsfragen,
  • die Entwicklung und Durchführung von Forschungs- und Transferprojekten zu aktuellen Fragen rund um spezielle Versorgungsangebote im Rahmen einer erweiterten klinischen Pflege und den damit einhergehenden Fragen zur Qualifikation, professionellen Rollenentwicklung und der Praxisentwicklung der Teams,
  • die Ideengenerierung, Beantragung und Einwerbung von Dritt- und Forschungsmitteln, das Aufgreifen neuer Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung sowie deren Verdichtung zu praktischen Ergebnissen,
  • die Planung, Organisation und Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen, Workshops, Forschungswerkstätten sowie nationalen und internationalen Symposien,
  • der Wissensaustausch und Know-how-Transfer mit anderen Hochschulen, Verbänden, Unternehmen und Institutionen,
  • die Beteiligung der Studierenden an Forschungsvorhaben,
  • die Betreuung von Stipendiat*innen und Praktikant*innen,
  • thematische und methodische Impulse für Lehrveranstaltungen und Abschlussarbeiten,
  • Veröffentlichungen von Studien und Arbeitsergebnissen in den hochschuleigenen Schriftenreihen.

Für Kooperationspartner im ITAC

  • Das Fundament des Angebotsportfolios bilden die Initiierung von Zukunftswerkstätten mit Vertretungen aus Praxis, Wissenschaft und Gesellschaft, Angebote zur wissenschaftlichen Begleitung von Entwicklungs- und Forschungsprojekten sowie die Übernahme der Projektkoordination bei gemeinsamen Antragsinitiativen
  • Ausrichtung von Veranstaltungen zum nachhaltigen Entwicklungs- und Forschungstransfer z.B. über Ringvorlesungen, Lean Coffee-Formate oder World-Café, Open Space-Veranstaltungen
  • Ausrichtungen von Arbeitssymposien z.B. mit Fachgesellschaften

Für Studierende und Alumni im ITAC

  • Studentische Tutorien und/oder Journal Clubs und Research Meeting Points zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Akkon Hochschule
  • Ihr Praktikum im ITAC
  • Forschungswerkstätten für Alumni der Hochschule
  • In Zusammenarbeit mit dem Institut für Weiterbildung (iwb) die Ausrichtung von z.B. Master Classes, Summer Schools und Schreibwerkstätten

Die Projekte des ITAC stehen im Zeichen einer synergetischen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis. Sie bieten Transfer- und Translationsoptionen an und vermitteln praxisnahes und evidenzbasiertes Wissen mit Hilfe von Erkenntnissen der Implementierungsforschung und im Arbeitsbündnis mit den im Projekt Beteiligten.

Entwicklung und modellhafte Implementierung einer Pflegestrategie für die Johanniter Krankenhäuser – PS-JoKH

Titel:

Entwicklung und modellhafte Implementierung einer Pflegestrategie für die Johanniter Krankenhäuser – PS-JoKH

Auftraggeber:

Johanniter GmbH – Bereich Krankenhäuser

Projektleitung:

Prof. Dr. phil. Manuela Zimmermann, Leitung ITAC – Akkon Hochschule, Berlin
manuela.zimmermann@akkon-hochschule.de

Prof. Dr. Karen Pottkämper, Vizepräsidentin Akkon Hochschule, Berlin
karen.pottkämper@akkon-hochschule.de

Projektteam Akkon Hochschule:

Lukas Wentz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Akkon Hochschule, Berlin

Projektteam Johanniter:

Dorothee Lerch (Johanniter Schwesternschaft)
Severin Federhen (Johanniter GmbH)
Annegret Douven (Johanniter GmbH)

Laufzeit:

01/2024 bis 12/2028

Hintergrund:

Die akutstationäre Versorgung von Patient*innen unterliegt hierzulande einem enormen Wandel, bedingt durch anstehende Krankenhausreformen und damit einhergehende Umstrukturierungen sowie Reformen und gesetzliche Neuerungen zum Pflegeberuf als größte Berufsgruppe im Krankenhaus. Insbesondere die Pflege steht vor dem Hintergrund des eklatanten Fachkräftemangels vor den Herausforderungen, Patientensicherheit und Qualität der Pflege weiter gewährleisten zu können.

Internationale Vorerfahrungen zeigen die Notwendigkeit, gemeinsam mit der Pflege eine innovative, tragfähige und adaptierbare Strategie in den Einrichtungen mit ihrem jeweiligen Versorgungsprofil zu entwickeln, um auch zukünftig eine personenzentrierte und evidenzbasierte Versorgung anbieten zu können. Qualifizierte Pflegefachpersonen und gute Kontextbedingungen am Arbeitsplatz bilden die Grundlage für gute Pflege und Pflegeentwicklung.

Ziel-/Fragestellung:

Zentraler Gegenstand des Projektauftrags ist die partizipative Entwicklung, modellhafte Implementierung und Evaluation einer innovativen und nachhaltigen Strategie der Pflege für die akutstationäre Versorgung von Patient*innen in Einrichtungen der Johanniter GmbH im Bereich Krankenhäuser. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung wird der zentralen Frage nachgegangen, welche Kernelemente der partizipativ zu entwickelnden Pflegestrategie in die pflegerische Arbeits- und Versorgungspraxis überführt werden können und mit welchen Implementierungsstrategien und -methoden dies am besten gelingen kann.

Methode:

Die wissenschaftliche Begleitung des vorliegenden Entwicklungs- und Implementierungsprojektes folgt einem partizipativen Ansatz im Rahmen von Praxisentwicklung. Die Voranalyse im ersten Jahr (1) dient zunächst als Grundlage für die inhaltliche Ausdifferenzierung der Teilprojekte 2-5.
In der Voranalyse (TP1) werden ausgewählte Elemente zur pflegerischen Arbeits- und Versorgungspraxis in den Krankenhäusern mit Hilfe quantitativer und qualitativer Methoden erhoben und deskriptiv ausgewertet. Hierzu werden den Beschäftigten des Pflegedienstes online gestützte Umfragen (z.B. zur Personenzentrierung und Evidenzbasierung der pflegerischen Arbeit) angeboten. Eine Befragung des Pflegemanagements zu vorliegenden Kontextstrukturen innerhalb des Pflegedienstes und zu Veränderungsbedarfen schließt sich an. Unter zur Hilfenahme eines miteinander abgestimmten Implementierungsmodells werden Kernelemente der Strategie der Pflege literatur- und datengestützt mit den Projektbeteiligten abgestimmt und dokumentiert (TP2 - Workshops). Die modellhafte Implementierung der Strategie der Pflege erfolgt mit Hilfe konsentierter Implementierungsstrategien und –methoden aus der Literatur (TP3). Die iterative angelegte Evaluation will Entwicklungen anstoßen und erfolgt unter systematischer Beteiligung der Nutzer*innen und Entscheidungsträger*innen. Sie konzentriert sich auf anwendungsorientierte Variablen zum Implementierungserfolg, wie z.B. Annehmbarkeit, Anpassung, Angemessenheit, Durchführbarkeit und Durchdringung der neuen Pflegestrategie (TP4). Mit der Online Umfrage zur Personenzentrierung und Evidenzbasierung der pflegerischen Arbeit schließt die Evaluation ab. Die gewonnenen Erkenntnisse sind Grundlage für die praxisorientierte Beschreibung eines Nachhaltigkeitskonzepts zur Pflegestrategie (TP5).

Erwartete Ergebnisse:

Erwartungen an die innovative und nachhaltige Pflegestrategie für die akutstationäre Versorgung von Patient*innen in Krankenhäusern der Johanniter GmbH sind Personenzentrierung in der professionellen pflegerischen Versorgung sowie Flexibilität und Adaptierbarkeit auf das besondere Profil der jeweiligen Einrichtung in der Region mit der Ausrichtung am pflegerischen Versorgungsauftrag von morgen.

Adhärenz von berufsbegleitend studierenden Pflegefachpersonen (B.Sc.) in der Umsetzung evidenzbasierter Praxis sowie hemmende und fördernde Faktoren der Praxis (EBP-Stud)

Titel:

Adhärenz von berufsbegleitend studierenden Pflegefachpersonen (B.Sc.) in der Umsetzung evidenzbasierter Praxis sowie hemmende und fördernde Faktoren der Praxis

Verantwortliche:

Prof. Dr. phil. Manuela Zimmermann, Leitung ITAC – Akkon Hochschule, Berlin
manuela.zimmermann@akkon-hochschule.de


Laufzeit:

10/2023 fortlaufend bis 2027

Hintergrund:

Als Pflegefachperson sind Sie täglich an vielen klinischen Entscheidungen für Ihre Patient*innen beteiligt. EbP ist ein Problemlösungsansatz, den Sie im Studium kennengelernt haben und der Sie beim Treffen klinischer Entscheidungen unter Einbezug der aktuell bestehenden Forschungsevidenz, Ihrer klinischen Erfahrung sowie individueller Präferenzen und Werte der Patient*innen unterstützten und leiten kann.

Um beschreiben zu können, inwieweit die Prozesse und Prinzipien der EbP im Klinikalltag bereits berücksichtigt werden können, wird in dieser Studie nach Einstellungen, gelebter Praxis, eigenen Verhaltensweisen und Präferenzen in klinischen Entscheidungsfindungen gefragt.

Um international anschlussfähig zu bleiben und eine qualitativ hochwertige Versorgung von Patient*innen zu gewährleisten, nimmt evidenzbasierte Praxis eine wichtige Bedeutung ein. Jedoch ist die Einführung, Weiterentwicklung und nachhaltige Implementierung einer evidenzbasierten Pflegepraxis hierzulande nach wie vor herausfordernd.

Hier sind insbesondere Hochschulen gefragt, die grundlegende akademische Kenntnisse in EBN vermitteln und Lernmöglichkeiten bieten, diese mit klinischen Kompetenzen zu verschränken, um so den Transfer in die Praxis vorzubereiten.

Ein hochrelevantes Studienziel für Studierende der Erweiterten klinischen Pflege (B.Sc.) mit Berufserfahrung ist es, akademische Kompetenzen zu erwerben, welche in klinisch-pflegerischen Entscheidungs- und Versorgungsprozessen Anwendung finden, um Pflegepraxis evidenzbasiert und personenzentriert gestalten zu können.

Um beschreiben zu können, inwieweit die Prozesse und Prinzipien der EbP im Klinikalltag bereits berücksichtigt werden können, wird in dieser Studie nach Einstellungen, gelebter Praxis, eigenen Verhaltensweisen und Präferenzen in klinischen Entscheidungsfindungen gefragt.

Ziel-/Fragestellung:

Mit der Befragung Studierender der Akkon Hochschule im Studiengang Erweiterte Klinische Pflege in unterschiedlichen Studienphasen wird das Ziel verfolgt, die Adhärenz von berufsbegleitend studierenden Pflegefachpersonen in der Umsetzung von evidenzbasierter Praxis in der pflegerischen Versorgung beschreiben und hemmende sowie fördernde Faktoren in der Anwendung identifizieren zu können (Querschnitt).

Turnusmäßige Folgebefragungen sollen darüber hinaus Veränderungen und Entwicklungen der berufserfahrenen Studierenden darstellen und Möglichkeiten der Anwendung und des Transfers des neuen akademischen Wissens im Praxiskontext beleuchten (Längsschnitt).

Methode:

Zum Einsatz kommt der von Kaper et al. (2015) entwickelte und von Braun et al. (2019) ins Deutsche übersetzte und kulturell angepasste Fragebogen ,,Evidence-based Practice Inventory‘‘ (EBPI). Der Fragebogen hat 26 Items. Auf einer 6 stufigen Skala wählen Studierende pro Frage den Wert aus, der am ehesten den eigenen Erfahrungen und Einstellungen entspricht. Die Auswertung erfolgt deskriptiv sowohl als Längsschnitt- und Querschnittstudie.

Erwartete Ergebnisse:

Die studienbegleitende Analyse der „Readiness for EBP“ ermöglicht es, potenzielle Entwicklungsbedarfe für die Gestaltung von Studienangeboten zu erkennen, um die transferorientierte, akademische Kompetenzentwicklung zu verbessern.

Ebenso lassen sich die Ergebnisse mit den kooperierenden Praxispartner*innen diskutieren, um beratende Angebote unterbreiten zu können.

AntiBias: Perspektiven interkultureller Kompetenz im Rettungsdienst (PIKO-RD)
AntiBias: Trainingsangebote für interkulturelle Kompetenz im Rettungsdienst (TICO-RD)

Titel – Teilprojekt I:

Perspektiven interkultureller Kompetenz im Rettungsdienst (PIKO-RD)

Titel – Teilprojekt III:

Trainingsangebote für interkulturelle Kompetenz im Rettungsdienst (TICO-RD)

Verantwortlicher:

Prof. Dr. phil. Andreas M. Bock – Hochschulpräsident & Hochschulleitung Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin
andreas.bock@akkon-hochschule.de

Projektleitung:

Prof.in Dr.in phil. Saskia Eschenbacher; Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin
saskia.eschenbacher@akkon-hochschule.de

Prof. Dr. rer. medic. Andreas Schönfeld (Leitung ITAC); Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin
andreas.schoenfeld@akkon-hochschule.de

Laufzeit:

04/2023 fortlaufend bis 2025

Hintergrund:

Als attraktives Bestimmungsland erlebt Deutschland in den vergangenen zehn Jahren eine deutlich steigende Zuwanderungsbewegung. Eine wachsende Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen, der ausgeprägte Fachkräftemangel sowie interkulturelle Verständigungsprobleme in Notfallsituationen führen bei den Mitarbeitenden im Rettungsdienst zu einer ansteigenden Arbeitsbelastung mit besonderem Stresspotenzial, was sich unter anderem diskriminierend auf das soziale Miteinander und nachteilig auf die Versorgungsqualität von Patient*innen auswirken kann.

Fragestellung/Ziel:

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht der professionelle Umgang mit interkulturellen Herausforderungen im Arbeitsalltag. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, die vielfältigen Ausprägungen im Kommunikationsverhalten von Mitarbeitenden im rettungsdienstlichen Arbeitsalltag zu rekonstruieren sowie bisherige analoge und digitale Schulungsangebote zu sichten und zu optimieren, damit die Mitarbeitenden im Rettungsdienst auch in herausfordernden Situationen eine möglichst wertschätzende, diskriminierungs- und machtfreie Anti-Bias Grundhaltung einnehmen können.

Methode:

Im Teilprojekt I: Perspektiven interkultureller Kompetenz im Rettungsdienst - PIKO-RD
sollen über ein zweiarmiges mixed methods Forschungsdesign mit externer Methodentriangulation Chancen und Herausforderungen aus Sicht von Rettungskräften wie folgt herauskonturiert werden:

  1. Studienarm: qualitative Datenerhebung anhand von 15 leitfadengestützten problemzentrierten Einzelinterviews und inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring
  2. Studienarm: quantitative Datenerhebung und -analyse durch einen online Fragebogen

Im Teilprojekt III: Trainingsangebote für interkulturelle Kompetenz im Rettungsdienst -TIKO-RD
sollen über ein zweiarmiges mixed methods Forschungsdesign mit interner Methodentriangulation bestehende Schulungsangebote der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. analysiert werden:

  1. Schritt: qualitativ-hermeneutische Diskursanalyse der bestehenden Schulungsangebote nach Klafki
  2. Schritt: leitfadengestützte qualitative Expert*inneninterviews mit fünf Mitarbeitenden sowie mit 10 Teilnehmenden aus den Schulungsangeboten der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. mit inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz

Erwartete Ergebnisse:

  • Beschreibung des Ist-Zustandes oben genannter Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote
  • Herausforderungen und Gelingensfaktoren für Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote

AntiBias: VR-Analyse und Trainingsprogramm für den Einsatz im Rettungsdienst (VITO-RD)

Titel - Teilprojekt II:

Virtual Reality Analyse und Trainingsprogramm für Einsatzkräfte im Rettungsdienst (VITO-RD)

Verantwortlicher:

Prof. Dr. phil. Andreas M. Bock – Hochschulpräsident & Hochschulleitung Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin
andreas.bock@akkon-hochschule.de

Projektleitung:

Prof. Dr. rer. medic. Denny Paulicke (Professor für Medizinpädagogik; Leitung ITAC); Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin
denny.paulicke@akkon-hochschule.de

Prof. Dr. phil Omar Sahrai (Professor für Sozialwissenschaften und Management); Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin
omar.sahrai@akkon-hochschule.de

Laufzeit:

10/2023 fortlaufend bis 2025

Hintergrund:

In der öffentlichen Debatte um Rassismus (racial profiling) widemt sich nach der Polizei nun auch den Rettungsdienst verstärkt dem sensiblen Thema und beleuchtet dieses kritisch (Stichwort: „Morbus Mediterraneus“, „Morbus Bosporus“ etc.).
Der Lehrstuhl für Unsicherheitsforschung der Berliner Akkon Hochschule für Humanwissenschaften hat in einem früheren Projekt ein Untersuchungsdesign entwickelt, um mit Hilfe einer Virtual-Reality-(VR)-Umgebung die Kontrollentscheidungen von Polizist*innen intersubjektiv nachvollziehbar und ergebnisoffen zu analysieren. Dieses Untersuchungsdesign lässt sich auch als Analyse und Trainingsprogramm für Mitarbeiter*innen des Rettungsdienstes verwenden/anpassen.

Fragestellung/Ziel:

Mit Hilfe einer Virtual-Reality-(VR)-Umgebung wird im Projekt analysiert,

  • inwieweit RD-Mitarbeiter*innen über die Aktivierung von Vorannahmen (mind-sets)
  • zu einer subjektiv unterschiedlichen Bewertung sonst identischer sozialer Situationen kommen,
  • was zu unterschiedlichen Handlungsentscheidungen (biases) führen kann.

Das Projekt ermöglicht eine anwendungsorientierte experimentelle Untersuchung handlungsleitender Folgen von mind-sets zu bestimmten sozialen Gruppen für das Verhalten von RD-Mitarbeiter*innen mit Hilfe einer virtuellen Realität.

Methode:

Handlungsentscheidungen (vor allem im öffentlichen Raum) finden unter Bedingungen eines Informationsdefizits (Unsicherheit) statt. Unsicherheit (insecurity) beschreibt dabei das Phänomen, dass soziale Situationen aufgrund uneindeutiger (uncertain) Informationen über Intentionen und Verhaltensweisen sozialer Akteur*innen unter Rückgriff auf etablierte mindsets (Vorannahmen) als potenziell (un-)problematisch interpretiert werden – und entsprechende Handlungen auslösen (hier: angemessenes oder unangemessenes Verhalten). Empirische Daten legen nahe, dass die Handlungsentscheidungen (unter den Bedingungen von Unsicherheit) von mind-sets zu bestimmten sozialen Gruppen im Sinne eines selection bias beeinflusst werden – und dass folglich Patient*innen bei gleicher Symptomatik unterschiedlich behandelt werden (können).

Das VR-Setting ermöglicht es dabei, die Immersion und die Unmittelbarkeit zu nutzen, und ermöglicht so:

  • eine wissenschaftlich valide (und zugleich ergebnisoffene) Überprüfung, welche Faktoren für das Verhalten der Mitarbeiter*innen maßgeblich sind,
  • eine sachliche und konstruktive Debatte, da die Untersuchung nicht defizitorientiert angelegt ist,
  • die Nutzung als (virtuelles) Schulungs-/Trainings-Tool, das die Handlungsentscheidungen der RD-Mitarbeiter*innen verbessert und damit neben etwaigen Defiziten in der Wahrnehmung vor allem Potenziale adressiert.

Die Teilnehmer*innen der Studie werden mit Hilfe einer eigens entwickelten VR-Experimentalumgebung in einsatztypische Situationen versetzt, in denen sie spontane Entscheidungen treffen müssen. In den dargestellten Entscheidungssituationen werden einzelne Experimentalbedingungen (z.B. Erscheinungsbild oder Gender der dargestellten Personen) unter Laborbedingungen kontrolliert variiert.

Dieses Forschungsdesign ermöglicht es Mitarbeiter*innen des RD, in einer realitätsnahen, einsatztypischen virtuellen Schulungsumgebung die sozialen Alltagssituationen (social settings) durchzuspielen, in denen individuelle Handlungsentscheidungen getroffen werden müssen. Die Grundgesamtheit der vollständig anonymisierten Individualentscheidungen wird wissenschaftlich analysiert, um zu untersuchen, inwieweit Verzerrungen in der Wahrnehmung (biases), die Handlungen der RD-Mitarbeiter*innen beeinflussen.

Erwartete Ergebnisse:

Aufbauend auf empirischen Ergebnissen, die Aufschlüsse zu interkulturellen Kompetenzen sowie deren Wirkungsmechanismen im Rettungsdienst geben, werden VR-Szenarien vorliegen, die in Trainings integriert sind und langfristig auf verschiedene Bereiche im Rettungswesen übertragen werden können.

Kooperationen
  • Johanniter Unfall-Hilfe e.V. JUH
  • Johanniter GmbH
  • Berliner Senat

Wissenschaftliche Einrichtungen
  • IRIA – Institute for Research and International Assistance
  • Forschungs- und Innovationszentrum Johanniter Österreich
  • Fraunhofer-Institut, Heinrich Hertz Institut (HHI)
Hochschulen und Universitäten
  • TU Berlin

Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin